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 Turnaround-Fonds für Privatanleger

Initiatoren von Turnaround-Fonds setzen verstärkt auf Privatanleger

Die Welt, 5.7.2002

Fondsmanager suchen gezielt nach Kandidaten, bei denen es Hinweise auf eine bessere Zukunft oder sogar eine über dem Branchenschnitt liegende Entwicklung gibt

Berlin - Holzmann, Kirch, Cargolifter: Die anhaltende Welle der Firmenpleiten verunsichert die Anleger. "In diesem Jahr werden wir 40.000 Unternehmensinsolvenzen haben, nach 32.000 im Jahr 2001", prognostiziert Creditreform-Analyst Michael Bretz. Damit eröffnet sich ein breites Geschäftsfeld für Wagniskapitalgesellschaften (Venture Capital). "Denn immer mehr Risikokapitalgeber interessieren sich für die Finanzierung illiquider Unternehmen", so Reinhilde Spatscheck, Geschäftsführerin der SHS Gesellschaft für Management und Sanierung mbH. Vor allem amerikanische Anbieter prüften ihre Chancen für einen Markteintritt in Deutschland.

In Mode kommen sogenannte Turnaround-Fonds, die in Unternehmen investieren, die sich bis zum Zeitpunkt des Investments eher als Verlierer erwiesen haben. In Frage kommt aber nicht jeder Krisenfall. Die Fondsmanager suchen gezielt nach Kandidaten, bei denen es Hinweise auf eine bessere Zukunft oder sogar eine über dem Branchenschnitt liegende Entwicklung gibt. Als mögliche Indikatoren gelten beispielsweise ein Wechsel in der Geschäftsführung oder die bevorstehende Einführung neuer Produkte.

Eine Garantie für eine Wende zum Positiven gibt es natürlich nicht, auch wenn Engagements vorher auf Herz und Nieren geprüft werden. "Gefragt sind Spezialisten, die nach Möglichkeit bereits selbst Erfahrungen als Interims-Manager bei Turnaround-Kandidaten gesammelt haben", beschreibt Holger Frommann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die Anforderungen an das Management von Turnaround-Fonds.

Das Interesse an alternativen Finanzierungsformen ist besonders auf Seiten mittelständischer Unternehmen groß. "Hier setzt in jüngster Zeit auf breiter Front ein Umdenken ein", so Bretz. "Vierzig Prozent der Mittelständler beklagen die immer restriktivere Politik der Banken bei der Kreditvergabe." Gleichzeitig sei ihnen der Zugang zum Aktien- und Anleihenmarkt aufgrund ihrer geringen Größe meist verschlossen. "Fast zwangsläufig rücken da Finanzierungsformen wie Venture Capital mehr und mehr in den Blickpunkt", erklärt der Creditreform-Analyst.

Bislang wendeten sich die Turnaround-Fonds praktisch ausschließlich an institutionelle Investoren. Inzwischen gibt es jedoch auch erste Angebote, an denen sich private Anleger beteiligen können. Einer der Vorreiter hier ist die GUO-Unternehmens- und Organisationsberatungsgesellschaft mbH, die seit Jahren im Turnaround-Geschäft tätig ist. Und auch die Nexus Capital GmbH bietet mit dem Venture Fonds I jetzt ein für Privatinvestoren gedachtes Investment mit einer Mindesteinlage von 5000 Euro an. Die potentiellen Investoren werden dabei mit möglichen Renditen von über 30 Prozent gelockt. Allerdings muss man dafür auch das Risiko eines Totalverlustes in Kauf nehmen. Zudem erhält der Anleger in diesem Fall erst nach Ablauf der zwölfjährigen Laufzeit seinen Anteil inklusive Gewinn- und Verlustanteil zurück.

Trotz der zahlreichen Bedenken von Kritikern sieht Bretz die Investments in Turnaround-Kandidaten als Wachstumsmarkt: "Vor dem Hintergrund des neuen Insolvenzrechts wird die Pleite zunehmend als Chance gesehen, die Wertbestandteile eines Unternehmens zu sichern. Damit wird mittelfristig auch die Zahl der Turnaround-Fonds zunehmen, die bei Privatanlegern um Einlagen werben."

Von Sandra Deutschländer

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